Gandhi`s Birthday & Altstadt

Rheinen: ca. 800 Einwohner

Schwerte: ca. 50.000 Einwohner

Dortmund: ca. 581.308 Einwohner

Ahmedabad: ca. 5 Mio.

Fühlt ihr euch auch an diese Rätsel, bei denen man die Unregelmäßigkeiten in einer bestimmten Reihe finden muss, erinnert?..;)

Zwischendurch, zum Beispiel, wenn wir auf dem Rückweg von irgendeinem Restaurant mit der Rikscha durch`s nächtliche (und von allen Seiten mit Leuchtreklame blinkende) Ahmedabad cruisen, fällt mir plötzlich auf, dass ich ja nicht nur seit mittlerweile fast 2 Monaten (!) „in Indien“, sondern auch in einer totalen Großstadt lebe…- das vergisst man manchmal echt!..vielleicht auch, weil man mit Gujarat Vidyapeeth in der Ashram Road eine Art Insel hat, die inmitten einer nach Westen strebenden Metropole versucht, die Ideale Gandhis aufrecht zu erhalten. Hinter unserem Main Gate hier liegt ein Dorf, also der Campus, davor ein endloses Durcheinander von Hupenden Autos, trompetenden Bussen, qualmenden Erdnüssen, todesmutigen Rikschafahrern und resignierten Gemüsehändlern.

–          Also fast wie Schwerte ;P.

Samstag war ja der 2. Oktober, oder auch „Gandhis Birthday“. Zu Ehren Gandhis hatten die Kinder unserer Grundschule ein Theaterstück mit der Intention „Khadi puts smile on everyone`s face“ einstudiert (-> Khadi, also dieser von Gandhi gepriesene Baumwollstoff, bedeutet ökonomische Unabhängigkeit und soll von allen getragen werden^^). – Dazu hatten die Kinder Smileys aus Khadi ausgeschnitten, also einfach Kreise aus diesem Stoff mit Gesichtern bemalt, die dann an Gandhis Geburtstag mit Sicherheitsnadel (also als Broschen) verteilt wurden. Und obwohl der Slogan ja heißt „…on EVERYONE`S face“, weswegen ich eifrig Smileys mit Bärten, Sonnenbrillen und Hüten gemalt hab, wurde ich nach etwa 5 liebevoll gestalteten Khadi-Stücken von einem Mädchen darauf hingewiesen, dass ich mich besser an einem einfacheren Smiley orientieren soll. Den hielt sie mir dann mit dem schlichten Kommentar “copy!“ vor.

Jedenfalls haben wir die Kinder per Bus zum Gouverneur`s House nach Gandhinagar  begleitet, wo das Stück neben reden von Politikern und der Huldigung einer Statue Gandhis zum Programm gehörte – sowohl für Kinder und Lehrer war das eine große Ehre und alle waren tierisch aufgeregt. Das „Anwesen“ der (ja, wie genau ist ihre Bezeichnung eigentlich??) Verwalterin Gujarats im District Gandhinagar wirkte ja schon auf uns wie ein sehr eindrucksvolles Überbleibsel aus der Kolonialzeit…zumindest mich erinnerte die ganze Architektur daran. – Schwere, lackierte Stühle aus dunklem Holz,  imposante Kronleuchter und an allen Ecken und Enden zwischendurch Goldverzierungen… der Garten, oder eher gesagt „Park“^^, war auch `ne Wucht (kunstvoll angelegte Beete, Springbrunnen etc.- Durften da allerdings leider keine Fotos machen..:/

Da kann man sich ja vorstellen (oder auch gerade nicht), was so ein Anblick für Eindrücke bei Kindern erwecken muss, die teilweise aus Slums kommen..

Abends waren wir dann noch beim Gandhi-Ashram, wo wir UNSER(^^) Orchester –in dem wir ja nicht mehr sind, da wir aus diesem Elemente-Projekt raus sind und das wohl alles zusammengehört- bewundern konnten (nein, war echt gut).. Alles war mega-voll, und wir mal wieder eine der Hauptattraktionen…- Eltern, die ihre Kinder in unsere Richtung schieben, damit sie uns die Hand geben und sich vorstellen können, Reporter, die ganz NATÜRLICHE(-.-) Fotos davon machen wollten, wie wir eins der ausgestellten Bilder bewundern…, ganze Heerscharen indischer Schulmädchen, die uns für unsere Unterschriften in ihren Hausaufgabenheften umzingeln. (Als sie dann auch noch unsere Handynummern wollten, wurd`s aber langsam zu bunt!..crazy.)

Sonntag haben wir einen kleinen Trip in die Altstadt gemacht. Der bisher auf jeden Fall interresanter wirkende Stadtteil auf der anderen Seite des Sabarmati-Flusses, durch den wir uns mit Hilfe unseres Stadtplans von einem Monument zum anderen vorarbeiten wollten…ein guter Witz.

–          Nachdem wir in der ersten Moschee waren, die nur in einer offenen Halle mit Säulen und eindrucksvollen Fenstern (eine Art Wahrzeichen Ahmedabads) bestand, lasen wir dann auch mal das Schild für die Besucher, dass einen freundlich darauf hinwies, dass man “half-naked dressed“ sowie als Frau doch bitte nicht weiter als zu der Stelle gehen solle, wo man seine Schuhe ausziehen muss…naja, war ja nochmal gut gegangen. Somit konnten wir dann auch etwa 4 unserer Stationen (Moscheen-.-) von unserem Plan streichen. Diese erste Moschee hieß übrigens „Ahmadshah`s Mosque“, wurde also im Jahr 1414 n.Chr. von entsprechendem Sultan gegründet. Die Minarette wurden jedoch bei einem Erdbeben im 19. Jhdt. zerstört.

Wir hatten gerade den Vorhof verlassen, da hören wir auf einmal einen Knall, vielleicht ein paar Straßen weiter oder so. Die leute schienen sich daran nicht zu stören, aber uns war dann doch plötzlich ziemlich unbehaglich zu Mute und als es ein zweites Mal knallte, nahmen wir dann doch die nächstbeste Rikscha. Es war sicher nichts, aber schon ein komisches Gefühl…(hört sich doch irgendwie nach Tim & Struppi an, oder??;)))

Unsere nächste Station, das „Bhadra Fort“, war zum Glück von größerem Erfolg.;) Auf unserem Stadtplan lautete die Beschreibung: “The royal enclosure adjoining the river was surroundet by a fort built by Ahmadshah in 1411 A.D. It included the royal residences and other supporting activities. Originally, the fort had three gates and enclosed Ahmadshah`s mosque and the palace. (Also unsere tolle Moschee;)). Within the fort on the terrace there is a platform where it is said that Sultan Ahmadshah would sit and watch river Sabarmati flow by. It is also believed that the fort had secret routes and a storehouse for any eventuality.”

Von wo aus er da den Fluss gesehen haben will, war mir allerdings ein Rätsel, als wir oben auf der Platform standen, aber damals sah die Stadt ja vermutlich auch noch etwas anders aus…

Kurz gesagt: Wir haben die alte Architektur genossen und eine kleine Fotosession in der prallen Sonne hingelegt, sodass wir anschließend nur noch was essen und völlig fertig nach hause fahren konnten;).

Liebe Grüße und bis bald, Nina!


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4 Antworten zu Gandhi`s Birthday & Altstadt

  1. Nina sagt:

    Liebe Renate,

    immer interessant zu erfahren, wer noch so alles in ahmedabad ist:). freut mich, dass dir mein bericht gefällt^^, was machst du denn hier?(beruflich?)
    wow, ne halbe stunde riksha ist schon was!(teilweise kann man ja schon bei 5 min. nur knapp dem tod entgehn;P) ja, crossword haben wir auch schon nen besuch abgestattet. – bis wann bzw. seit wann biste denn hier..?-vllt. kann man sich ja bei gelegenheit mal „auf nen chai“;) treffen.

    auf jeden fall noch viel spaß, nina.

  2. Renate Pfalzer sagt:

    Hallo Nina,

    Habe deine Seite gefunden weil es mich auch nach Ahmedabad verschlagen hat. Allerdings nur fuer 2 Monate. Ich finde deinen Bericht flott, freut mich zu lesen, dass es dir aehnlich ergeht. Ich wohne noerdlich von Indira bridge, also komme ich 30-40 Minuten in den Genuss von Rikshareisen (immer noch besser als Taxi, weil langsame), wennimmer ich aus meiner Oase ausbrechen will (Guesthouse of IPR).
    Werde oefter mal bei dir reinschauen – vielleicht hast du ja ein paar Tips fuer mich. Habe bisher die meisten Stunden im Crossword und der angenzenden Boutique mit dem Roten Punkt verbracht.

    Liebe Gruesse
    Renate aus Wien

  3. Nina sagt:

    :)) – Ja, auf dem Weg zur Besserung!

  4. Jürgen sagt:

    Hi Ninchen, da habt ihr ja ein aufregendes und abwechslungsreiches Wochenende gehabt. Tolle Story mit interessanten Fotos! Ihr scheint euch ja immer besser einzuleben und an diese doch für uns so fremdartige Art und Weise des Lebens zu gewöhnen. 😀 Ich habe dich ganz doll lieb und bin in Gedanken ganz oft bei dir !!!
    Dein Papa

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